Vier Aka-Kinder aus unserem Projekt in der Zentralafrikanischen Republik stehe nebeneinander und lachen in die Kamera. Im Hintergrund ist der Dschungel zu erkennen, in dem ihr Dorf liegt.
LobayeZentralafrikanische Republik

Medizinische Grundversorgung für die indigenen Aka

Die Präfektur Lobaye in der Zentralafrikanischen Republik ist das Zuhause der indigenen Aka. Sie leiden unter bitterer Armut und werden als ethnische Minderheit offen diskriminiert. Um ihnen den Zugang zu dringend nötigen Gesundheitsdienstleistungen zu ermöglichen, unterstützt FAIRMED die lokale Bevölkerung deshalb bei der Errichtung eines nachhaltigen Gesundheitssystems.

Hintergrund

Seit der 1960 erfolgten Unabhängigkeit von Frankreich durchlief die Zentralafrikanische Republik immer wieder politische Krisen. Die militärisch-politische Krise der letzten Jahre hat die Lebensbedingungen der Bevölkerung nochmals massiv verschlechtert, das Gesundheitssystem ist nach 2013 komplett zusammengebrochen. Der Grossteil der 4.6 Millionen zählenden Bevölkerung ist auf humanitäre Hilfe angewiesen, mehr als ein Viertel wurde zu Vertriebenen und Flüchtlingen. Die Müttersterblichkeitsrate und die der Kinder unter fünf Jahren zählen zu den höchsten weltweit. Es besteht ein schlechter Zugang zu Bildung, zu Trinkwasser und zu sanitären Einrichtungen, was sich wiederum negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkt.

Besonders stark betroffen von dieser Situation sind die indigenen Aka. Die Aka sind eine ethnische Gruppe, die als halbnomadische Jäger und Sammler vom tropischen Regenwald im Kongobecken leben. Die übermässige Nutzung des Regenwaldes schränkt ihren Lebensraum massiv ein und zwingt sie, ihre angestammte Lebensweise zu ändern. Ohne Einkommensmöglichkeit sind die Aka auf Tauschgeschäfte und Verdingung auf den Feldern der dominanten Bantu angewiesen, um ihre Grundexistenz zu sichern. Als ethnische Minderheit leiden die Aka unter der massiven Diskriminierung durch andere Gruppen. Insbesondere schwangere Aka-Frauen, Säuglinge sowie Menschen mit Behinderungen sind durch den erschwerten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt.

Das Projekt

Der Schwerpunkt des vorliegenden Projekts liegt bei der Verbesserung der Gesundheit der knapp 20 000 Aka im Gesundheitsdistrikt Mbaiki der Präfektur Lobaye. Abgesehen von den Aka ist auch die restliche Bevölkerung, wie beispielsweise die Bantus, vom Projekt begünstigt, da diese ebenfalls in dieser Region leben und so vom verbesserten Gesundheitssystem profitieren. Ein besonderes Augenmerk liegt ausserdem auf Menschen mit Behinderungen. Ziel des Projekts ist es, diesen Menschen einen nachhaltigen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen zu ermöglichen. Im Zentrum stehen die Früherkennung und Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten (engl. Neglected Tropical Diseases, NTDs) und die Verbesserung der Gesundheit von schwangeren Frauen und Säuglingen. Zudem wird die Bevölkerung - insbesondere die Aka und Menschen mit Behinderungen - gefördert, sich aktiv an der Leitung der lokalen Gesundheitseinrichtungen zu beteiligen. FAIRMED arbeitet dafür eng mit den lokalen Gesundheitsbehörden zusammen und unterstützt sie bei der Umsetzung von Massnahmen, die das Gesundheitssystems stärken. Mit dem Gesundheitsministerium hat FAIRMED einen Rahmenkooperationsvertrag abgeschlossen, das Projekt ist daher von oberster Stelle legitimiert.

Ziele und Aktivitäten

Hauptziel des Projektes ist es, der Bevölkerung des Gesundheits-Distrikts Mbaiki den Zugang zu einer qualitativ hochstehenden Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Um dieses Hauptziel zu erreichen, verfolgt das Projekt die folgenden spezifischen Ziele, die unter anderem durch die unten aufgeführten Aktivitäten verfolgt werden:

Die Menschen im Projektgebiet nutzen lokale Gesundheitsleistungen

  • Um die Qualität der Gesundheitsdienstleistungen zu verbessern, wird das Personal in den Gesundheitseinrichtungen zu diversen Themen geschult. Zudem werden die Mitarbeitenden des Gesundheitsdistrikts bei der Planung ihrer Aktivitäten unterstützt.

  • Dank eines Gutscheinsystems werden alle Geburtskosten für Aka-Frauen übernommen. Sie können unter anderem kostenlose prä- und postnatale Untersuchungen in Anspruch nehmen und ihr Kind in einer speziell ausgestatteten Gesundheitseinrichtung mit Hilfe von geschultem Personal zur Welt bringen.

  • Aka Notfallpatienten werden von ihrem Wohnort zu den Gesundheitseinrichtungen von M'baiki oder Bangui transportiert und dort behandelt.

Die Bevölkerung und das Gesundheitspersonal werden in der Früherkennung und Behandlung von vernachläs-sigten Tropenkrankheiten gestärkt

  • Das Gesundheitspersonal und die freiwilligen Gesundheitsmitarbeitenden erhalten Schulungen und Weiterbildungen zur Früherkennung und Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten (Lepra, Buruli und Frambösie).

  • Die Gesundheitsbehörden werden bei der Erarbeitung und Umsetzung eines nationalen Aktionsplans gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten unterstützt. Sie erhalten zudem Unterstützung bei der Verteilung und Lagerung von Medikamenten, bei der Organisation von Früherkennungskampagnen und beim Management von Daten.

Alle verschiedenen Ethnien und Minderheiten werden aktiv in das Gesundheitswesen eingebunden

  • Der Einbezug der Aka und der Menschen mit Behinderungen in die Verwaltungskomitees wird gefördert. Darüber hinaus werden die Fähigkeiten und Kenntnisse der beiden Gruppen durch die Gründung von Vereinigungen und durch Schulung gestärkt.

  • Förderung von einkommensschaffenden Tätigkeiten mittels Schulung und Begleitung der Aka- und Behinderten-Vereinigungen in Geflügelzucht und der Haltung von Zuchttieren.

Nachhaltigkeit und Monitoring

Alle FAIRMED-Projekte werden in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und unter Einbezug der Bevölkerung vor Ort durchgeführt. In den regionalen FAIRMED-Länderbüros arbeiten ausschliesslich lokale Mitarbeitende. Auf diese Weise – und dank konsequentem Monitoring – können Probleme während der Projektlaufzeit rechtzeitig erkannt, auf ihre Ursachen analysiert und Methoden und Ziele gegebenenfalls angepasst werden. Durch die direkte Einbindung von Gesundheitsministieren und Partnerorganisationen wird zudem sichergestellt, dass Projekte zu einem späteren Zeitpunkt übergeben und ohne FAIRMED-Unterstützung weitergeführt werden können.

Begünstigte und Budget

Der Schwerpunkt dieses Projektes liegt auf der Verbesserung der Gesundheit der ca. 20 000 Aka im Mbaiki Health District der Präfektur Lobaye. Neben den Aka profitiert auch die übrige Bevölkerung von dem Projekt, da auch sie in der Region lebt und somit von dem verbesserten Gesundheitssystem profitiert. Das Gesamtbudget für die Projektlaufzeit von 2017 bis 2020 beträgt CHF 1'303'504.

Unser Landesbeauftragter in der Zentralafrikanischen Republik Jacques Christian Minyem. Er trägt ein weißes Hemd mit traditionellen Mustern und eine schwarze Brille. Er hat eine Glatze und trägt einen Bart. Er sitzt vor seinem Computer an seinem Schreibtisch.

Niemand darf an einer heilbaren Krankheit leiden oder sterben

Minyem Jacques ChristianLandesverantwortlicher Zentralafrikanische Republik

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