Das passiert in den FAIRMED-Projekten

FAIRMED ist dort, wo die Strassen aufhören. Wir ermöglichen den ärmsten Menschen in Asien und Afrika Zugang zu einer einfachen medizinischen Versorgung. Denn nur gesunde Menschen können ihrer Armut entrinnen und ein würdevolles Leben führen. In unserem News-Ticker informieren wir Sie laufend darüber, welche Aktivitäten wir durchführen, um dieses Ziel zu erreichen.

FAIRMED vor Ort

Magazin N° 252 | Juni 2025

Sybille Imhof • Verantwortliche FAIRMED Indien und inklusive Entwicklungszusammenarbeit für Menschen mit Behinderungen

Waren Sie schon mal in Indien? In diesem riesigen, bunten, chaotischen Land mit seiner reichen Kultur, der Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, den abwechslungsreichen Landschaften, den pulsierenden Städten und den bezaubernden Dörfern, seinen faszinierenden Menschen und kulinarischen Genüssen? Dem Land mit einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt und so vielen Milliardären, die sich märchenhafte Hochzeiten in der Schweiz gönnen, die unsereins sich niemals leisten könnte? Wieso, werden wir deshalb immer mal wieder gefragt, braucht es die Arbeit einer Organisation wie FAIRMED in so einem Land denn überhaupt noch?

Neben all der Schönheit ist Indien aber auch eines der ungleichsten Länder der Welt, in dem die Reichen immer reicher werden und die Armen immer noch viel zu häufig durch alle Maschen des Systems fallen. Gerade der Zugang zu einem qualitativen Gesundheitssystem ist für ärmere Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, noch immer sehr erschwert. Nach wie vor treten rund 60 Prozent aller neuen Lepra-Fälle weltweit in Indien auf, einer behandelbaren Krankheit, die zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten gehört. Sie trifft vor allem die Ärmsten, und wenn sie nicht frühzeitig diagnostiziert und korrekt behandelt wird, kann sie zu schweren Behinderungen führen. Obwohl der indische Staat schon sehr viel umsetzt in der Bekämpfung von Lepra, werden leider noch immer zu viele Menschen nicht erreicht.

Da setzen wir als FAIRMED an. Wir versuchen das vorhandene Gesundheitssystem zu stärken und das Gesundheitspersonal sowie die Bevölkerung zu sensibilisieren. Dabei achten wir auch besonders auf diejenigen Menschen, die am schwierigsten zu erreichen sind. In einer Zeit, in der so viele Länder die Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit stark kürzen, ist die Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie FAIRMED massiv unter Druck und die Gefahr steigt, dass vernachlässigte Menschen mit vernachlässigten Krankheiten noch mehr zurückgelassen werden. Das darf nicht sein!

Der Anfang vom Ende der Lepra

Im Bezirk Durg, der etwa so gross wie der Kanton Sankt Gallen ist, aber über die etwa vierfache Bevölkerung verfügt, ist Lepra besonders verbreitet. Hier sind mit fast fünf Prozent auch überproportional viele Kinder an Lepra erkrankt. Obwohl der indische Staat sich seit Jahrzehnten um die Ausrottung der Lepra bemüht, fallen immer noch viel zu viele Frauen, Kinder und Armutsbetroffene durch die grossen Maschen des Systems. Mit dem Projekt «Aagaaz» (übersetzt: Neuanfang) helfen wir mit, die Ausbreitung von Lepra zu stoppen, die Ansteckungsketten zu unterbrechen und dafür zu sorgen, dass besonders Frauen, Kinder und Armutsbetroffene frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden

Lepra behandeln – auch bei Mädchen und Frauen!

Wer denkt, Lepra sei ein Märchen aus alten Zeiten, wird in Indien, in dem rund 60 Prozent der weltweit an Lepra erkrankten Menschen leben, eines Schlechteren belehrt. Besonders im Bezirk Durg im indischen Bundesstaat Chhattisgarh ist Lepra noch immer weitverbreitet. Die Massnahmen, um die Krankheit frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, Ansteckungsketten zu unterbrechen, die Krankheit zu überwachen und die Lepra-Betroffenen auch bei psychosozialen Problemen zu unterstützen, greifen noch zu wenig zuverlässig. Doch was heisst das konkret für Menschen, die an Lepra erkrankt sind? Wir erfahren es auf einem Rundgang mit der freiwilligen Gesundheitshelferin Kanta Devi.

«Die Frage ist nicht, ob wir krank werden, sondern wann!»

Welche gesundheitlichen Risiken birgt eine Reise nach Indien? Sybille Imhof, verantwortlich für die FAIRMED-Programme in Indien und die inklusive Entwicklungszusammenarbeit für Menschen mit Behinderungen, weiss Bescheid. Denn sie bereist nicht nur regelmässig Indien und andere Länder, sondern ist auch diplomierte Apothekerin und hat während zehn Jahren in verschiedenen Apotheken Menschen gesundheitlich beraten.

Wie die Angst vor Lepra zu mehr Lepra führt

Der Kampf gegen Lepra ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte: In vielen Ländern der Welt ist die Infektionskrankheit mittlerweile nur noch in den Geschichtsbüchern zu finden. Doch Indien kommt der Eliminierung der Krankheit nur langsam näher. Eine Studie von FAIRMED zeigt, warum sich Massnahmen gegen Lepra unbedingt auch auf Wanderarbeiter und ihre Familien fokussieren müssen.

Der Hunger in Indien nimmt zu

Bijoy Kumar Swain, seit elf Jahren Programm-Manager für FAIRMED Indien, wird dieses Jahr pensioniert. Der 59-Jährige erzählt, welchen psychischen und sozialen Druck Lepra verursacht, was dagegen hilft und wieso mehr als die Hälfte der indischen Haushalte von der Regierung Lebensmittelpakete zugeschickt bekommen.

FAIRMED vor Ort

Magazin N° 251 | März 2025

Bharath Sundar • Programmverantwortlicher FAIRMED Nepal und Sri Lanka

Stellen Sie sich vor, Ihr Mann wird vom höchsten Gericht des Landes zur Scheidung verurteilt, während Sie schwanger sind, weil bei ihm Lepra diagnostiziert wurde. Oder dass Sie keinen amtlichen Ausweis bekommen, weil Sie indigen sind und nicht als gleichberechtigter Bürger anerkannt werden, und dass Ihre Kinder an einem eitrigen Hautausschlag erkrankt sind. Stellen Sie sich vor, dass Sie eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern sind, für die eine gute Schulbildung und die Aussicht auf einen gut bezahlten Beruf in weiter Ferne sind, weil Sie zu einer unterdrückten Kaste gehören, und nun bekommen Sie die Diagnose lymphatische Filariose*.

Oder dass Sie von Ihrer Familie ausgeschlossen werden, weil sie glaubt, dass die Tollwut, an der Sie leiden, die gerechte Strafe für Ihre Sünden ist, und sie befürchtet, sich bei Ihnen anzustecken. Lassen Sie diese Szenarien für einen Moment auf sich wirken. Stellen Sie sich nun vor, Sie als Mitarbeitende des öffentlichen Gesundheitswesens klären diese fünf Menschen darüber auf, dass sie einen Hautfleck haben und dass Sie ihnen raten, sich in der nahe gelegenen Klinik auf Lepra testen zu lassen. Und nun bringen Sie ganze Dorfgemeinschaften dazu, Ihnen zu vertrauen und neun Tabletten hintereinander zu schlucken, damit sie vor der Erkrankung an lymphatischer Filariose geschützt sind.

Das gelingt nur, wenn Sie als Gesundheitsmitarbeitende die Lebensumstände dieser Menschen anerkennen, ihnen mit Respekt begegnen und um ihre sozialen Bedingungen Bescheid wissen. Und nun sind wir beim Kern der Arbeit von FAIRMED angelangt: Nur wenn wir Vertrauen zu den Menschen in den abgelegenen und vernachlässigten Ecken der Welt aufbauen, nur wenn wir sie von Anfang an mit einbeziehen in unsere Arbeit, erreichen wir einen dauerhaften Wandel – eine Zukunft, in der niemand mehr unnötig an einer heilbaren Krankheit leiden oder sterben muss. Ich danke Ihnen von Herzen dafür, dass Sie sich gemeinsam mit uns dafür einsetzen, dass auch benachteiligte und unterdrückte Menschen ein gesundes Leben führen können und die Chance bekommen, sich aus der Armutsspirale zu befreien!

*siehe Artikel im Magazin

Von Mensch zu Mensch – wir sind im Endspurt!

Vor zwei Jahren haben wir gemeinsam mit engagierten Menschen aus der Schweiz die Gesundheitsaktion «Von Mensch zu Mensch» ins Leben gerufen. Während drei Jahren engagieren sich diese Menschen – unter Ihnen vielleicht auch Sie? – dafür, die Gesundheitsversorgung in der Region Sindhupalchowk in Nepal zu verbessern. Nun sind wir ins letzte Jahr gestartet.

Die Kehrseite des Bergsteigerparadieses – und was Sabitri mit ihr zu tun hat.

Ein Ausrutscher im steilen Gelände, eine falsche Diagnose und ein falsches Rezept. Sabitri Jogi erzählt alles, was in den letzten Jahren schiefgelaufen ist. Die 58-jährige Frau aus dem nepalesischen Bergdorf Padheri Tole ist an den Spätfolgen eines Sturzes im steilen Gelände erblindet, aber dies ist erst der Anfang ihrer Geschichte.

Wie bleibe ich auf meiner Reise nach Nepal gesund?

Was gibt es rund um die Gesundheit zu beachten, wenn eine Reise nach Nepal bevorsteht? Dr. med. Anna Eichenberger, Reisemedizinerin am Inselspital Bern, gibt Auskunft, welche medizinischen Reisevorbereitungen sie empfiehlt, wie sie sich im medizinischen Notfall vor Ort verhalten würde, und erzählt, wie sie selber auf einer Nepalreise erkrankt ist. Ausserdem weiss sie, welche Krankheiten Nepalreisende oft als «Souvenir» nach Hause bringen.

Lebenslang behindert wegen eines Mückenstichs

Mehr als eine halbe Milliarde Menschen sind von der Armutskrankheit lymphatische Filariose (LF) betroffen. Ohne frühzeitige Behandlung lässt die durch Mücken übertragene Krankheit die Gliedmassen stark anschwellen und führt so zu lebenslangen, unheilbaren Behinderungen. Nepal hat sich das Ziel gesetzt, LF bis 2030 zu eliminieren, und organisiert in Zusammenarbeit mit FAIRMED Massenbehandlungskampagnen für die betroffene Bevölkerung.

«Humor ist gesunder Menschenverstand, der tanzt»

Christiane Steinger aus Bern-Bümpliz unterstützt FAIRMED seit vielen Jahren und hat auch am letzten Treffen mit unseren Länderverantwortlichen in Bern teilgenommen. Die pensionierte medizinische Laborantin und ausgebildete Yogalehrerin erklärt, warum sie sich ausgerechnet für FAIRMED engagiert, welche Themen ihr am meisten am Herzen liegen und was das Geheimnis ihrer sprudelnden Lebensfreude ist.