FAIRMED vor Ort (nachdem Christiane Steinger das Du angeboten hat): Wie bist du dazu gekommen, FAIRMED zu unterstützen?
Christiane Steinger: Was mir so imponiert an FAIRMED, sind eure Kolleginnen und Kollegen in den Ländern, welche die Gesundheitsprojekte umsetzen. Da sie Einheimische sind, kennen sie die Kultur und können so besser mit möglichen Konflikten vor Ort umgehen. Und mir gefällt der Gedanke, dass ihr mit relativ wenig Geld und dafür umso grösserem Einsatz eine solche Wirkung entfalten könnt, dafür sorgt, dass so viele benachteiligte Menschen zu einer medizinischen Versorgung kommen! Nebenbei fasziniert es mich auch, dass eure Fachleute in den Ländern durch die Überwachung von Krankheiten mithelfen, Epidemien zu verhindern.
Dann würdest du sagen, dass dein Hauptanliegen eine bessere Gesundheitsversorgung, auch für die Ärmsten dieser Welt, ist?
Ja, natürlich ist die Gesundheit das A und O, nicht nur für mich persönlich, sondern auch global gesehen. Was mich jedoch am meisten motiviert, mich für FAIRMED zu engagieren, ist meine Sehnsucht nach Gerechtigkeit! Ungerechtigkeiten, besonders die grossen, empören mich. Als momentan grösste und dringendste Herausforderung für die Menschheit sehe ich die selbst verschuldete Klimakrise. Ich finde, dass auch da eine ungeheure Ungerechtigkeit herrscht: Der globale arme Süden leidet am stärksten unter dem Klimawandel, den der reiche Norden verursacht hat. Ich versuche, gegen diese Ungerechtigkeiten anzukämpfen, zum Beispiel, indem ich glaubwürdige NGOs wie FAIRMED unterstütze.
Vielen Dank für dieses Feedback, das uns sehr freut. Wie kannst du dir das regelmässige Spenden leisten?
Sagen wir es so: Ich bin privilegiert unter Privilegierten, das ist mir bewusst und ich bin sehr dankbar dafür – ich würde nicht sagen, dass ich reich bin, eher wohlhabend. In diesem «wohlhabend» steckt für mich auch, dass es nicht nur mir wohl sein soll, sondern auch den anderen um mich herum. Darum ist mein Leitsatz: «Privilège oblige!» (lacht), mein zeitgemässer Ersatz für «Noblesse oblige» (auf Deutsch: Adel verpflichtet).
Und du hast uns erzählt, dass du bereits ein paar Länder, in denen FAIRMED wirkt, auf deinen Reisen kennengelernt hast.
Ja, das war wunderbar! Ich war 26 Jahre alt, als mein damaliger Partner und ich 1973 unsere Arbeitsstellen kündigten und nach Asien reisten. Ganze achteinhalb Monate waren wir unterwegs, zuerst noch mit Koffern. Das funktionierte, solang wir mit der Transsibirischen Eisenbahn unterwegs waren und Japan bereisten. In Taiwan lernten wir dann ein reiseerprobtes Paar kennen, das uns riet, die Koffer gegen Rucksäcke einzutauschen. Das taten wir und reisten anschliessend um einiges mobiler als Backpacker weiter.
Und dann hast du Kinder bekommen, bis zu deiner Pensionierung als medizinische Laborantin gearbeitet und dich zur Yogalehrerin ausbilden lassen. Was würdest du den Lesenden raten zu tun, um so frisch und jugendlich zu bleiben wie du?
Eine tägliche kurze Gymnastik von etwa 15 Minuten – bei mir sind es Yoga-Übungen –, ein halbstündiger Spaziergang, möglichst in der Natur, sowie eine genuss- und massvolle Ernährung wirken sich positiv aus. Und die Art, wie wir denken. Eine Lebensweisheit aus England, die mich begleitet, ist: «Humor ist gesunder Menschenverstand, der tanzt». Wenn wir sehen, was gut ist, anstatt von Anfang an auf das Negative zu schauen, wenn wir ernsthaft versuchen, uns in die Haut des Gegenübers zu versetzen, um ihn oder sie besser zu verstehen, wenn wir Kontakte pflegen, etwas mit Begeisterung lernen, uns engagieren, gut für uns selber sorgen, ohne zu vergessen, was rund um uns herum passiert. Wenn wir den Konsum von News und Social Media dosieren. Wenn wir zu viel Zeit auf diesen Kanälen verbringen, droht die Gefahr, dass wir runtergezogen werden und abstumpfen oder Spielbälle des Konsumismus werden. Da freue ich mich lieber an den Geschichten in euren Magazinen, in denen ihr aus euren Projekten erzählt – sie stimmen mich hoffnungsvoll und positiv.