FAIRMED vor Ort: Was hat Sie motiviert, eine Onlineplattform rund um das Thema Tod zu kreieren?
Nicolas Gehrig: Nach meinem Studium der Betriebswirtschaften arbeitete ich in der IT- und Unternehmensberatung. So richtig glücklich machte mich das nicht. Also wollte ich etwas Eigenes aufbauen und suchte nach Lebensbereichen, die noch nicht digitalisiert waren – so stiess ich auf das Lebensende.
Hat das Thema Tod bereits vorher eine Rolle für Sie gespielt?
Mir war schon immer klar, dass das Leben kurz und wertvoll ist. Bei den Beerdigungen, die ich erlebte, fiel mir auf, dass diese im Gegensatz zu sonstigen Familienanlässen nicht sehr gut auf die Bedürfnisse der Angehörigen zugeschnitten waren.
Daraus haben Sie dann die Angebote von DeinAdieu entwickelt.
Ja, DeinAdieu ist ein Serviceportal rund um die letzten Dinge. Es gibt praktische Tipps von der Patientenverfügung über den Vorsorgeauftrag bis zu Testament und Bestattung.
Warum würden Sie jemandem raten, einen Teil des Vermögens testamentarisch einer NGO zu vermachen?
Wir leben in einer globalisierten Welt – die Probleme der Menschen am anderen Ende der Welt gehen uns deshalb etwas an, weil wir auch von der Globalisierung profitieren. Wenn wir also einen Teil unseres Vermögens einer NGO vermachen, können wir sicher sein, über unseren Tod hinaus etwas für die weniger privilegierten Menschen auf dieser Welt zu tun. Es ist sogar etwas vom Besten, was wir am Ende unseres Lebens machen können.
Was spielt das neue Erbrecht, das Anfang des letzten Jahres in Kraft getreten ist, dabei für eine Rolle?
Der Pflichtteil für Angehörige ist kleiner. Wir haben also mehr Spielraum, wenn wir einen Teil unseres Vermögens nicht verwandten Menschen oder einer Organisation vererben möchten. Das ist eine Chance für uns, aber auch eine Chance für diejenigen, die wir in unserem Testament berücksichtigen.
Was sagen denn meine Erbinnen und Erben dazu, wenn ich einen Teil meines Vermögens einer NGO vermache?
In der Schweiz spielt das Erben zur Existenzsicherung der Nachkommen längst keine Rolle mehr. Sozialversicherungen und ein weitgehend kostenloses Bildungssystem ermöglichen allen ein gutes Leben. Vielleicht zögern Sie damit, eine NGO in Ihrem Testament zu berücksichtigen, weil Sie befürchten, Ihre Angehörigen damit vor den Kopf zu stossen. Ich rate Ihnen Folgendes: Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen darüber und beziehen Sie sie in die Überlegungen mit ein, welcher Organisation welcher Teil des Erbes vermacht werden soll!